Allgemeine Informationen

Beispiele für Kleindenkmaltypen

Kleindenkmale im Zusammenhang mit Recht und Verwaltung

Zur größten Gruppe der Kleindenkmale zählen die Grenzsteine. Um Streitigkeiten zu vermeiden, wurden sie seit dem 15. Jahrhundert gesetzt und lösten die bis dahin üblichen ungenauen Grenzen entlang von natürlichen Geländemarken wie Flussläufen und Tälern ab. Außerhalb der Ortschaften markieren Grenzsteine den Grenzverlauf zwischen Hoheitsgebieten der Landesherren, den klösterlichen Besitzungen, den Gemeindegebieten oder auch dem privatem Grundbesitz.

Die historischen Steine sind meist mit Symbolen wie Wappen für die Landesherren oder die Adelsfamilien, Fleckenzeichen für die Gemeinden und Abtsstäben für die Klöster gestaltet. Es werden Territoriumsgrenzsteine, Zehntsteine, Geleitsteine, Landes- grenzsteine, Gemeindegrenzsteine oder Jagdgrenzsteine unterschieden.

Auch Grenztafeln, Hoheitssäulen, Ortstafeln, Richtstätten, Galgen, Pranger, Sühnekreuze, Steinkreuze, Kreuzsteine und Scheibenkreuze zählen zu den Kleindenkmalen im Zusammenhang mit Recht und Verwaltung.

Zu den ältesten in Wald und Flur aufgestellten Kleindenkmalen gehören die Sühnekreuze, die an die mittelalterliche Rechtspraxis der Totschlagsühne erinnern. Bis zur Einführung der staatlichen Strafverfolgung unter Kaiser Karl V. im Jahr 1532 war es nicht unüblich, dass nach einem Tötungsdelikt zwischen der Opferfamilie und dem Täter ein Sühnevertrag geschlossen wurde, der Entschädigungen, Unterhalt und Sühneprozeduren regelte. Häufig gehörte dazu auch die Aufstellung eines Steinkreuzes am Tatort. Diese Steinkreuze stammen meist aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Sie sind oft mit einem Symbol als Hinweis auf den Beruf des Opfers versehen. Da der genaue Tathergang in der Regel nicht überliefert ist, ranken sich viele volkstümliche Legenden um die Steinkreuze. 

 

Kleindenkmale im Zusammenhang mit Religion und Glauben

Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Es verwundert daher nicht, dass Menschen seit jeher neben den ohnehin mühevollen Aufgaben der Existenzsicherung stets große Anstrengungen unternommen haben, um ihrem religiösen Verständnis durch den Bau von Tempeln, Synagogen oder Kirchen Ausdruck zu verleihen. Im 16. Jahrhundert wurden mit der Einführung der Reformation in der Markgrafschaft Baden und im Herzogtum Württemberg viele Gemeinden protestantisch. Dennoch blieben manche Gebiete und Herrschaftsbereiche auch weiterhin katholisch. Außerdem durften sich Andersgläubige an bestimmten Orten niederlassen. So erinnern mancherorts Kleindenkmale an jüdische oder an Waldenser Gemeinden. Insbesondere in den katholisch geprägten Gebieten wurden Wegkreuze, Kruzifixe, Bildstöcke, Heiligenbildnisse und Kapellen errichtet, die der privaten Einkehr und Andacht dienen. Kreuzwege, Ölberge, Mariengrotten (Lourdesgrotten), Pestkreuze und Arma-Christi-Kreuze zählen ebenfalls zu dieser Gruppe.

Zu den religiösen Kleindenkmalen sind auch Grabmale, Friedhofskreuze, Epitaphe und Grabstätten zu rechnen.

 

Kleindenkmale im Zusammenhang mit Wirtschaft und Verkehr

Seit jeher kam der Wasserversorgung eine besondere Bedeutung zu. Ohne Quellen, Brunnen und Bäche war eine Ansiedlung kaum möglich. Aber nicht nur für die Trinkwasserversorgung von Mensch und Vieh ist Wasser essentiell, auch für den Lebensmittelanbau, den Gütertransport sowie die Energiegewinnung. Entsprechend zahlreich und weitverbreitet sind Kleindenkmale wie Brunnen, Zieh-, Lauf- oder Pumpbrunnen, Brunnenstuben, Quellfassungen, kleine Aquädukte, Wiesenwässerungssysteme (Fallenstock, Stellfalle, Weiher, kleine Teiche, Hülben, Hülen und Kanäle), Tränken, Stege und Bogenbrücken.

Im Zusammenhang mit Verkehrswegen sind auch folgende Kleindenkmaltypen zu nennen: Entfernungssteine, Stundensteine, Kilometersteine, Flusskilometersteine, Meilensteine, Viehtriebsteine, Wegweiser, Gebots- und Verbotssteine für den Straßenverkehr, Prellsteine, Radabweiser, Alt- und Hohlwege sowie eine Furt.

In vielen Kulturlandschaften erinnern Kleindenkmale auch an Viehzucht, Weinanbau, Bergbau sowie Forst- und Landwirtschaft. Zu nennen sind beispielsweise: Trockenmauern (bedeutsame Einzelmauern), Keller (Felsenkeller, Eiskeller, Bierkeller, Erdkeller), Treppen oder Staffeln aus Stein (Weinberg), Lesesteinhaufen, Steinriegel, steinerne Ruhebänke (Gruhen), kleine, nicht mehr genutzte Steinbrüche, Stolleneingänge, Pirschgänge, Salzlecken, Wolfsgruben und Unterstände für Wengert- oder Feldschützen.

 

Unselbständige Kleindenkmale an Gebäuden

Inschriften an Häusern, weit ausladende Wirtshausschilder und Familienwappen erinnern vielerorts an längst vergangene Wirtschaftsstrukturen und Familienverbände. Zu den Kleindenkmalen ist folgendes zu rechnen: Bauinschrift (Erbauungsdatum, Initialen), Hauszeichen, Hausmarke, Hausfigur, Wappenstein und Wappentafel.

Auch Neidköpfe, die nach keltischem Vorbild Neid und Hass abwehren sollen, wurden zum Schutz der Häuser und ihrer Bewohner in die Fassaden eingelassen. Eine ähnliche Funktion haben religiöse Sinnsprüche. An Katastrophen wie Hochwasser gemahnen die Hochwassermarken an Häusern und Brücken.

Bitte beachten: Bauteile wie Erker, Türen oder Dachreiter sind kein Kleindenkmale!

 

Kleindenkmale im Zusammenhang mit Ereignissen und Personen

Besondere Ereignisse wie Kriege oder Naturkatastrophen haben sich oft tief ins Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt und wurden nicht selten mit der Stiftung von Denkmalen und Gedenktafeln gewürdigt. Auch bestimmten Persönlichkeiten sind hauptsächlich seit dem 19. Jahrhundert Denkmale gesetzt worden. So gibt es Denkmale für Personen (manchmal sogar für Tiere). In Form von Gedenksteinen, Gedenktafeln und Gedenkstätten erinnern vielerorts auch Denkmale an historische und andere besondere Ereignisse wie Katastrophen, Straßenbau, Flurbereinigung, u.a.

Besonders einschneidende Ereignisse waren die Kriege, die meist mit dem Verlust von Freunden und Verwandten sowie von Häusern und Eigentum einher gingen. Die Trauer um die verstorbenen Soldaten kommt in fast jeder Ortschaft durch Gefallenendenkmale zum Ausdruck. Dagegen handelt es sich bei den Kriegerdenkmalen des Deutsch-Französischen Kriegs eher um Ehrenmale für die am siegreichen Feldzug von 1870/71 beteiligten und heimgekehrten Soldaten. Erfüllt vom Nationalstolz des neu gegründeten Kaiserreichs wurden damals an manchen Orten Eichen oder Linden gepflanzt.